Wie Schufa und Co. ihre Gutachter selbst bezahlen

  16 Mai 2018    Gelesen: 1069
Wie Schufa und Co. ihre Gutachter selbst bezahlen

Auskunfteien bewerten anhand geheimer Berechnungen die Kreditwürdigkeit von Verbrauchern. Behörden sollen die Schufa und andere Firmen kontrollieren. Doch die geben die Gutachten dazu selbst in Auftrag.

Datenschützer kritisieren Mängel bei der Kontrolle von Wirtschaftsauskunfteien wie der Schufa. Laut einem Bericht des Bayerischen Rundfunks (BR) werden wichtige Gutachten von den Auskunfteien selbst in Auftrag gegeben. Dabei gehe es um die Überprüfung der sogenannten Score-Berechnungen.

Anhand geheimer Algorithmen erstellen Auskunfteien Kreditprofile von Verbrauchern. (Lesen Sie hier, wie die Schufa arbeitet und welchen Einfluss sie hat.) Datenschutzbehörden sollen die Verfahren zur Score-Berechnung überprüfen. Laut BR geschieht dies zu einem wesentlichen Teil auf Grundlage von Gutachten, die Auskunfteien wie die Schufa selbst bei Universitäten in Auftrag geben. Demnach wählen die Auskunfteien die Institute aus, beauftragen und bezahlen sie.

Datenschützer kritisieren diese Praxis: "Diese Gutachten sollen unabhängig sein, werden aber von den Auskunfteien bezahlt. Natürlich sehe ich da einen Interessenskonflikt", sagte der frühere Datenschutzbeauftragte des Landes Schleswig-Holstein, Thilo Weichert, dem BR.

In den Gutachten zum Scoring bewerten Wissenschaftler laut BR, ob die eingehenden Kriterien eine Aussage über die Kreditwürdigkeit einer Person erlauben. Demnach sind auch andere Auskunfteien wie Crif Bürgel, Creditreform oder Infoscore Consumer Data GmbH Auftraggeber für Gutachten, die ihre eigene Arbeit beurteilen sollen. Die Schufa teilte in einer Stellungnahme mit, dass sie Wert darauf lege, dass die beauftragten Institute unabhängig arbeiten.

Der Landesdatenschutz Hessen, der neben der Schufa auch andere Auskunfteien beaufsichtigt, rechtfertigt laut BR die aktuelle Gutachten-Praxis. Begründung der Behörde: Sie könne im Zweifel ein eigenes Gutachten beauftragen und bezahlen. Bisher sei dies nicht erforderlich gewesen, sagte ein Behördensprecher dem BR.

Der Landesdatenschutz Nordrhein-Westfahlen, der für die Auskunftei Creditreform zuständig ist, teilte mit, die gesetzliche Pflicht werde zwar durch die derzeitige Gutachten-Praxis erfüllt. Die Datenschutzbehörde räumte gegenüber dem BR aber ein, ihr fehle die erforderliche Fachkunde, um wichtige Aspekte bewerten zu können. "Wir können die Gutachten damit nur auf Plausibilität prüfen", sagte ein Sprecher der Behörde. "Für die externe Vergabe eines Prüfungsauftrags fehlen die finanziellen Mittel."

spiegel


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